Big Data und Gesundheit - wearable
In der Reihe Wissenschaft im Dialog referieren Forscher bei Audi, so am 30.01.18 Prof. Dr. Björn Eskofier von der FAU Uni Erlangen. In der Region Erlangen gibt es mittlerweile 180 start-ups die sich mit Medizintechnik beschäftigen, deshalb wird die Region auch als Medical Valley of Germany genannt. Allerdings ist die Medizintechnik stark von Ingenieuren geprägt, hier wäre es besser die Praxis von Ärzten zu berücksichtigen.
1983 hat Adidas mit Schrittzähler in Sportschuhen begonnen, heute wird über Sensoren in Sportschuhen auch die Belastung und weitere Daten erfasst. Commercial wearables, also Fitnessarmbänder und Uhren, Helme, Brillen, Handschuhe, Kleidung, dies ist ein stark wachsender Markt. Prof. Eskolier rechnet damit, dass in 10 Jahren dies Standard sein wird. Eine Studie hat jedoch ergeben, dass allein das Tragen eines Fitness-trackers nicht zur Gewichtsreduktion führt, mit finanzieller Belohnung ist immer noch der größte Effekt zu erzielen. Dargestellt wurde beim Fitness-tracker auch, dass die unterschiedlichen, firmenbezogenen Algorithmen zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Geforscht wird auf allen Gebieten, nicht nur beim Sport. Schwangere können die Bewegung des Ungeborenen erfassen, und Beschäftigte ihre körperliche Belastung. Bei Patienten im Krankenhaus werden Biotatoos aufgebracht. Näher ging Prof. Eskolier auf die Forschung zur Parkinsonerkrankung ein. So soll künftig die Krankheit über spezielle Schuhe messbar gemacht werden. Dabei werden die Patienten zielgenau mit Medikamenten versorgt und stundengenau eingestellt. Derzeit werden vor allem Krankheiten, die hohe Kosten verursachen, in der Forschung untersucht. Allerdings wirft ein Medizinprodukt erst nach 10 Jahren Gewinn ab. Daher ist derzeit der größte Markt Fitness und Sport, wo Unmengen an Daten (meist ohne Wissen der Betroffenen) gesammelt werden. Weitere Möglichkeiten sind die Früherkennung von Erkrankungen und die Behandlung von Chronischen Erkrankungen. Selbst im Auto lässt sich in der Kopfstütze ein EEG machen, im Sitz wird der Schweiß gemessen, mit dem Wimpernschlag und Atmung die Aufmerksamkeit hinterm Steuer.
Ist die Zukunft ein Patientenzentriertes Gesundheits-Ökosystem wo Versicherungen, Pharmaindustrie, Notfallmedizin, smart home, Krankenhäuser, Ärzte, Biotechnik, Medizintechnik und der Staat verknüpft sind? All das über die Erfassungen unserer Biodaten?
Wie immer, wenn grosse Mengen an Daten gesammelt werden, hat dies positive aber auch negative Seiten. Ein Arzt kann mit objektiv gemessenen Daten besser ein Krankheitsbild beurteilen, als in einer Momentaufnahme in der Praxis. Ob der Arzt dann auch mehr Zeit für den Patienten hat, sein mal dahingestellt. Prof. Eskfier forderte daher eine Transparenz der Daten und dass jeder Mensch die Kontrolle über seine eigenen Daten haben muss. Hier sind ethische, rechtliche und moralische Grenzen festzulegen.
Ulrich Bareiß
Mti/ AIN Ingolstadt